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Orhan Çalışır/Dirk Meißner

Kontakt:
streiks1973@gmail.com

Inhaltlich verantwortlich 
gemäß § 18 MStV:

Orhan Çalışır
Grünenstraße 17
28199 Bremen
Tel: +49 (0)173 2158 222

Produktion:
Dirk Meißner
strombuch.com

Gefördert von:
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Medien
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Streik

Arbeitskämpfe der 70er

Migration betrifft uns alle. Die Erkenntnis, dass Migration den Normalfall darstellt, ist aber noch nicht fest in der Gesellschaft verankert. Geschichten von Migrant*innen und ihren Nachkommen werden viel zu häufig ausgeblendet. Dabei zählt jede einzelne Geschichte. Zusammen ergeben sie ein Bild Nordrhein-Westfalens und der Bundesrepublik.

Dieses multimediale Projekt will ein wichtiges Kapitel bewahren. Zum 50jährigen Jubiläum der sogenannten „wilden Streiks“ von 1973 entstanden Video-Porträts von Zeitzeug*innen. Ihr Aufstand richtete sich gegen massive Ungleichbehandlung und war der erste massenhafte Widerstand gegen Rassismus in Deutschlands Betrieben und in der Gesellschaft.

Türkische Übersetzung / Türkçe çeviri

Göç hepimizi ilgilendiriyor. Ancak göçün normal bir durum olduğu gerçeği henüz toplumda tam olarak yerleşmedi. Göçmenlerin ve onların çocuk ve torunlarının hikâyeleri genellikle görmezden gelinir. Oysaki her bir hikâye önemlidir. Bir araya geldiklerinde, Kuzey Ren-Vestfalya ve Federal Cumhuriyet'in bir resmini oluştururlar. 

Bu çoklu ortam çalışması, göçün önemli bir hikâyesini korumayı amaçlamaktadır. 1973 yılında gerçekleşen ve "yasadışı grevler" olarak adlandırılan olayların 50. yıldönümünde, olayları yaşayanların portreleri yapıldı. Onların ayaklanması, ciddi eşitsizliğe karşıydı ve Almanya'daki işyerlerinde ve toplumda ırkçılığa karşı yapılan ilk kitlesel direnişti.

Der Ton kann über das Lautsprecher-Symbol in der Navigationsleiste wieder deaktiviert werden.

Gekommen. Geblieben.

Gastarbeiter*innen werden die Arbeitsmigrantinnen und -migranten genannt, die in den 1950er und 60er Jahren gezielt nach Deutschland angeworben wurden, um den Arbeitskräftemangel in der Nachkriegszeit auszugleichen. Sie trugen in hohem Maße zum sogenannten Wirtschaftswunder bei.

Gastarbeiter ist ein Wort der Alltagssprache. Bilaterale Verträge zur Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte schloss die Bundesrepublik Deutschland mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960), der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968).

Viele der ausländischen Arbeitskräfte blieben dauerhaft und holten ihre Familien nach. Bis zum Anwerbestopp 1973 kamen rund 14 Millionen Arbeitsmigrantinnen und -migranten nach Deutschland, von denen 11 Millionen wieder in ihre Herkunftsländer zurückkehrten.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung

Ford in Köln

„Wilder Streik“

Funke oder Flächenbrand?

Im August 1973 traten bei den Ford-Werken in Köln-Niehl tausende Arbeiter in den Streik. Anlass war die Entlassung von über 300 türkischen Kollegen, die aus dem Urlaub zu spät zurückkamen. Weder die IG-Metall, noch der Betriebsrat unterstützten den Streik. Sie waren im Gegenteil vehement dagegen. Deshalb wurde der Streik als „wilder Streik“ bezeichnet oder vor allem in der Springer-Presse als „Türken-Streik“.

Träger des Arbeitskampfes waren die über 12.000 türkischen Arbeiter, die fast alle in der Produktion arbeiteten, dort die anstrengendsten Arbeiten verrichteten und in den niedrigsten Lohngruppen eingestuft waren. Eine auch von den Gewerkschaften noch nicht hinreichend aufgearbeitete Geschichte.

Mehr als 300 Streiks gab es 1973 insgesamt in der Bundesrepublik. Arbeitsmigrant*innen spielten dabei eine wichtige Rolle. Die meisten Streiks blieben aber eher klein und unbemerkt. 

Stolz und Sorge

Viele Streik-Beteiligte sind heute zwischen 70 und 80 Jahre alt. Manche leben nicht mehr. Das Projekt dient der Dokumentation, damit die breite Öffentlichkeit auch in späteren Jahren ihre Stimmen hört und sich Schulklassen und Student*innen mit dem Thema Migration befassen können.

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Mitat Özdemir, Ford-Arbeiter und Sozialbetreuer in Ford-Wohnheimen

50 Jahre später wollen Menschen, die das Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit respektieren und schätzen, sowie einige der Kinder und Enkelkinder dieser Arbeiter*innen wissen, was damals geschah. Es ist noch nicht zu spät, die Streikenden von damals selbst zu fragen.

Aktivismus



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Reiner Schmidt: 1971 bis 1973 Picker im Ersatzteillager bei Ford Merkenich, Mitglied der Streikleitung

Streik-Komitee

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Hasan Doğan, Mitglied im Streik-Komitee bei Ford

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Peter Bach war linker Aktivist und arbeitete im Ford-Motorenwerk. Er beteiligte sich am Streik und verlor seine Stelle.

Streik-Sound

Klaus der Geiger (*1940 als Klaus Christian von Wrochem) ist ein deutscher Musiker und Liedermacher, der im linksalternativen Spektrum der Neuen sozialen Bewegungen politisch engagiert ist. Er gilt als einer der bekanntesten Straßenmusiker Deutschlands. In den sozialen Bewegungen und Auseinandersetzungen in Köln ist er eine feste Größe und spielte auch 1973 für die streikenden Ford-Arbeiter.

10.000 Arbeiter, die blau machen? Da müssen wir die Polizei mit einschalten.

Klaus der Geiger

Streikbeobachter: Hans-Jürgen Wischnewski (*1922 bis 2005) war als  SPD-Politiker von 1957 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages. Unter Kanzler Willy Brandt galt er wichtiger „Strippenzieher“ und wurde auch in seiner späteren Zeit als Staatsminister mit zahlreichen Sondermissionen beauftragt.

Weil beim Ford-Streik die tarifvertragliche Friedenspflicht nicht eingehalten wurde, kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Werkschutz und der Polizei. Boulevardmedien titelten in rassistischer Manier: „Türken-Terror bei Ford“.

Die Forderungen der Streikenden wurden nicht erfüllt. Aber ihre Kampfbereitschaft gefährdete die traditionelle Lohnpolitik der Gewerkschaften und den Erfolg der Bonner Stabilisierungspolitik.

Wer die Gewerkschaften schwächt, schwächt die Solidarität der Arbeitnehmer.

Bundeskanzler Willy Brandt

Ziele und Ablauf

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Dieter Heinert – Mitglied des Streikkomitees – war bekannter als „Missouri“, weil er sich damals für Bluesmusik begeisterte und es in der politischen Szene schon genug „Dieters“ gab.

Rheinstahl in Bielefeld-Brackwede

IG Metall und Polizei

Elf Tage dauerte der bis dahin längste spontane Streik in der Bundesrepublik Deutschland. Er endete mit einer Niederlage der Sreikenden, die ihre Forderungen auch wegen massiver Polizeigewalt im Werk von Rheinstahl in Bielefeld-Brackwede nicht durchsetzen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass dieses Kapitel der Streikgeschichte weitgehend vergessen ist.

Rheinstahl war ein wichtiger Zulieferer für die Auto-Industrie unter anderem für Borgward und Mercedes in Bremen.

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Klaus Gutbrod, 1973 Mitglied im Betriebsrat von Rheinstahl

Viele Gastarbeiter wurden damals auch finanziell benachteiligt. Sie kannten ihre Rechte nicht, sprachen kein Deutsch und hatten außer Dolmetschern oft keine speziellen Vertrauensleute in den Betrieben. 

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İsmet Aydın, Arbeiter bei Rheinstahl

Hella in Lippstadt

Benachteiligung von Frauen

Gestreikt wurde auch beim Automobilzulieferer Hella im westfälischen Lippstadt: Dort arbeiten unter anderem Spanier, Italiener, Griechen und Jugoslawen. Ihre Forderung nach 50 Pfennig mehr wurde letztlich erfüllt. Zum Arbeitskampf kam es dort auch, weil sich Frauen doppelt benachteiligt fühlten.

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Irina Vavitsa kam mit 21 Jahren aus Griechenland nach Deutschland. Sie engagierte sich trotz der schlechten Erfahrungen weiter als Gewerkschafterin.

Pierburg in Neuss

Kampf um Gleichstellung

Der Streik beim Neusser Automobilzulieferer Pierburg machte 1973 bundesweit Schlagzeilen. Migrantische Frauen übernahmen dabei eine führende Rolle. 

Im Juni und im August legten insgesamt rund 2.000 Arbeiter*innen, davon 1.700 Frauen überwiegend aus Jugoslawien, Spanien, der Türkei, Griechenland und Italien, ihre Arbeit nieder. Sie forderten die Abschaffung der sogenannten Leichtlohngruppe 2 und eine Mark mehr Lohn für alle Arbeiter*innen.

Am Ende wurde die Leichtlohngruppe 2 abgeschafft und Lohnerhöhungen um 30 Pfenning für alle durchgesetzt. Der Streik bei Pierburg 1973 ist damit ein Paradebeispiel in Sachen geschlechtlicher Gleichstellung.

Quelle: DOMiD | Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland 

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Die Türkin Emine Orhanoğlu arbeitete an einer wassergekühlten Fräse.

Noch kein Ende

Dieses Projekt wächst weiter. Es folgen noch mehr Berichte von Zeitzeug*innen. Es lohnt sich also, hin und wieder vorbeizuschauen. 2024 soll es außerdem eine türkisch-sprachige Version geben.

All dies wäre nicht möglich gewesen ohne die großzügige Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.

Wir danken herzlich dem Greven Archiv Digital für die großartigen Bilder des Fotografen Christian Dalchow. Ohne dessen dokumentarischen Blick hätten wir den Ford-Streik nicht anschaulich machen können.

Klaus der Geiger hat uns freigiebig seine Musik zur Verfügung gestellt – was dem Projekt sehr gut tut.

Ein Dank auch für Beratung und Unterstützung an DOMiD | Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland.

Danke und teşekkürler von Herzen all den Menschen, die uns ihre Geschichten und Fotos anvertraut haben.

Wir werden sie bewahren.



Türkische Übersetzung / Türkçe çeviri

Bu çalışma büyümeye devam ediyor. Daha fazla tanık hikâyesi gelecek. Onun için ara sıra sayfaya bakmak faydalı olacaktır. Ayrıca 2024'te sayfanın Türkçesi de olacak. 

Tüm bunlar, Kuzey Ren-Vestfalya Kültür ve Bilim Bakanlığı'nın cömert desteği olmadan mümkün olmazdı. 

Fotoğrafçı Christian Dalchow'un harika fotoğrafları için Greven Archiv Digital'e içtenlikle teşekkür ederiz. Onun belgesel bakış açısı olmasaydı, Ford Grevi'ni görsellerle anlatmak mümkün olmazdı. 

Klaus der Geiger müziğini projeye cömertçe verdi, bu da çalışmaya çok iyi geldi.

Almanya'ya Göçün Belgelendirme Merkezi ve Müzesi DOMiD'e de danışma ve desteği için teşekkür ederiz. 

Bize güvenerek hikâyelerini ve belgelerini veren herkese içtenlikle teşekkür ederiz. 

Onları koruyacağız.





Shownote: Diese historischen Tage haben Benny Ulmer und Nazım Sabuncu dazu inspiriert, den Song „1973 Grevi“ zu produzieren. Wie ein roter Faden führt das eingängige Saz-Riff den Zuhörer durch das Stück. Die von Nazim Sabuncu gesprochenen Textstellen enthalten Originalaussagen der Streikenden.

Türkische Übersetzung / Türkçe çeviri

Gösteri bilgisi: Bu tarihi günler, Benny Ulmer ve Nazım Sabuncu'ya "1973 Grevi" adlı şarkıyı yapmaları için ilham verdi. Akılda kalıcı saz rifleri, dinleyiciyi parça boyunca sürüklüyor. Nazım Sabuncu tarafından okunan metinler, grevcilerin özgün ifadelerini içermektedir.